IRON HORSES MC
History
Der Iron Horses MC wurde 1966 in einer kleinen Kneipe in der mittelfränkischen Stadt Fürth gegründet. Wie so oft damals waren die Gründungsmember ausschließlich US-Soldaten. Da in deren Heimat aber niemand Fürth kannte, wurde die Ortsbezeichnung Anfang der Siebziger in Nürnberg geändert – wegen der Naziprozesse ist diese Stadt auch in den Staaten bekannt. Die Einheit der ersten Member hieß „Old Ironsides“ und führte ein Bataillonsabzeichen in gelb-schwarz – das wurden dann auch die Farben des Clubs. Auch die Form des Colours hatten die Gründungsmember aus den Staaten mitgebracht. Einige von ihnen waren bereits Mitglieder einer Riders Association, den Iron Horses aus Ohio. Mit dieser Gemeinschaft hatte der neue MC allerdings nichts mehr gemein, durch die Mischung von Altem und Neuem war ein eigenständiger Club entstanden. Im Selbstverständnis der Gründer stand das „Iron“ für ihre Einheit und das „Horses“ für ihre Bikes.
Der erste Presi des Clubs hieß Charlie. Er war mit einer deutschen Frau verheiratet und ging nach seiner Dienstzeit nicht wie viele der damaligen Member zurück in die Staaten, sondern blieb in Deutschland. Seiner Frau gehörte auch die Kneipe, in der der MC gegründet worden war und die in den Anfangsjahren auch als erstes Clubhaus diente. Charlie blieb dem Club bis zu seinem letzten Atemzug treu, er trug sein Colour bis zum Ende. Nachdem ein anderer Traditionsclub der Nürnberger Szene sein Colour gewechselt hatte und dem Iron Horses MC als Chapter Fürth beigetreten war, wechselte auch Charlie als Lifetime-Member und Ehrenpresident in das Chapter seiner Wahlheimat. Er verstarb 2008 und wurde von seinen Brüdern, die aus ganz Europa angereist waren, mit allen Ehren zu Grabe getragen. Seine Kutte hat die Jahrzehnte überlebt und hängt heute im Clubhaus des Iron Horses MC Fürth.
Da es in den Sechzigerjahren nicht so einfach war, ein Colour sticken zu lassen, griff man auf die guten Beziehungen zur Armee zurück und verwendete Fallschirmseide. Die war nahezu unverwüstlich, die ersten Colour waren kaum kaputtzukriegen. Charlies Kutte dürfte wohl die letzte Iron-Horses-Kutte von 1966 sein.
Wer seit 1966 auf den Straßen unterwegs ist, hat natürlich ein gutes Stück deutscher Bikergeschichte mitgeschrieben. So kann man in seinem Fundus auch noch die originale Einladung an alle deutschen Clubs zur ersten Präsidentenrally von 1974 finden, die der Iron Horses MC damals mit initiiert und organisiert hatte. Abgehalten wurde sie beim Lawmen MC Frankfurt Anfang der Siebziger kamen die ersten deutschen Member zu den Horses. Einer der ersten war Toby, der später einer der internationalen Presidenten wurde. Die Fluktuation war groß, viele GIs wurden versetzt und nahmen ihre Kutte mit. Deswegen, und weil die Iron Horses schon immer reisefreudig waren, entstanden europaweit Chapter. Die ersten wurden Anfang der Achtziger in Belgien und Holland gegründet. Die neuen Chapter nahmen lokale Member auf, sicherten so den Fortbestand des MCs und etablierten sich in der Szene. Heute führt der Iron Horses MC in ganz Europa Chapter, von Wales bis Ungarn – und seit 2014 auch in Mittelamerika. In den 50 Jahren seines Bestehens unterhielt der Club noch viele weitere Chapter in verschiedenen Ländern, die aber entweder in bestehenden Chaptern aufgingen oder sich auflösten.
In den ersten Jahren der Szene schossen zu Beginn der Saison immer unzählige Clubs aus dem Boden, die zum Ende desselben Jahres schon nicht mehr existierten. Allein in Nürnberg gab es Anfang der Achtzigerjahre bis zu siebzig Clubs. Einige wenige ernsthafte etablierten sich und bildeten die Nürnberger Familie – „Familie“ bezeichnete den Zusammenschluss regionaler, befreundeter Clubs, die alle eigenständig blieben, aber zusammen Partys ausrichteten und gemeinsam auf Rallys fuhren. Neben den Iron Horses fuhren in der ursprünglichen Nürnberger Familie der Freedom Riders MC, Zombies Elite MC, Road Pack MC, Knight Rider MC, Flying Angel MC, Uncommon Ghost MC, Zerberus MC, Golden Drakes MC, Kolbenquäler MC, Living Death MC und der Chopperclub Nürnberg.
Die Flut der heutigen Termine gab es damals nicht. Auf der jährlichen Präsisitzung der deutschen MCs wurden die Rallytermine für das kommende Jahr koordiniert. Ab der ersten Präsisitzung 1974 bekam der Nürnberger Iron Horses MC vier offizielle Rallytermine zugesprochen, zuletzt 1983. Der Club richtete damals die legendären Hog-Rallys aus – der Name hat nichts mit der Harley Owners Group (HOG) zu tun, sondern mit dem Preis, der gewonnen werden konnte: Auf dem Partygelände stand eine Koppel, in deren aufgeweichtem Schlamm sich ein echtes Schwein suhlte. Wer das Schwein mit eingeseiften Händen zu Boden brachte und festhalten konnte, konnte es als Siegerprämie mit nach Hause nehmen.
In den Anfangszeiten war vieles anders. Nicht nur konnten Frauen Mitglied werden, bis Mitte der Achtziger gab es außerdem das sogenannte ASSOC-Colour. Diese Assoc’s oder Associates (Gefährten) waren so etwas wie die Supporter von heute, Mitglieder konnten das ASSOC-Colour für gute Freunde oder ihre Freundinnen beantragen. Auf internationaler Ebene gibt es heute zwei Termine, die für alle Member verpflichtend sind: Den International Run, der immer zu einem anderen befreundeten Club in Europa führt, und die Jahresparty am Ende der Saison. Auch hier kommen wieder alle Member zusammen und feiern mit ihren Familien im Kreise ihrer Brüder. Man bleibt auf der Jahresparty lieber unter sich, um fern von aller Clubpolitik richtig abzufeiern.
All die Jahre galten Freundschaft, Loyalität und Respekt als Motto. So betrachtet sich der Iron Horses MC auch als einen neutralen Club, der auf den verschiedensten Erdteilen Freundschaften zu allen ortsansässigen Clubs pflegt – egal welcher Größe und welcher Farbe. Diese Lebenseinstellung wird von der Szene respektiert und entsprechend erwidert.